Die Geschichte der Aramäer lässt sich aufgrund der Keilinschriften bis auf das 3. Jahrtausend v. Chr. zurückblicken. Nach Inschriften kann diese bis in das 9. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden.
 
Nach Aussagen der Bibel (Amos Kapitel 9 Vers 7) stammen die Aramäer aus Kir (Südbabylonien im Irak), von wo aus sie schon zur Hammurabizeit (1792-1750 v. Chr.) ihre Wanderung begannen. Sie lebten in einer Reihe von Stadtstaaten und bildeten 32 Königreiche auf dem Gebiet des heutigen Syrien, Palästina, Irak, Mesopotamien und der Süd-Ost-Türkei.
Ende des 10. Jahrhunderts v. Chr. beherrschten die Aramäer fast ganz Nordmesopotamien, das nach ihnen „Aram Naharaim“ (Beth Nahrin, Aram/Haus der vier Flüsse) genannt wurde (Genesis Kapitel 24 Vers 10; Richter Kapitel 3 Vers 8).
 
Die Aramäer sind ein hauptsächlich in den Nahoststaaten wie Aram (heute Syrien), Irak (Aram Naharaim - Aram der vier Flüsse), Türkei, Libanon, Israel, Iran und in der Diaspora (USA, Russland, Deutschland, Schweden, Niederlande, Schweiz, Österreich, Frankreich, Belgien, Lateinamerika, Australien usw.) lebendes nationales, ethnisches, sprachliches und religiöses Volk, das christlich ist und sich in viele Kirchen bzw. Konfessionen aufteilt.
 
Die Heimat der Aramäer ist also der Vordere Orient. Die Aramäer haben eine eigenständige Kultur und sprechen eine eigene Sprache, Aramäisch.

 

 

Die Aramäer bewohnen seit ca. 4.500 Jahren Mesopotamien, das biblische Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Dem Alten Testament nach ist die Urheimat der Aramäer Kir, welche sich im südlichen Irak vermuten lässt. Mit der Einwanderung von zunächst vereinzelten aramäischen Stämmen Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr., hinterlassen die Aramäer die ersten Spuren, und von da an lässt sich ihre Geschichte dann ziemlich genau rekonstruieren.
Denn die Aramäer sind nicht nur ein Teil der Geschichte des Orients gewesen, sondern haben sie über große Teile selbst
gelenkt und beeinflusst.
 
Die Aramäer haben trotzdem überleben können. Einige ihrer mächtigen Nachbarn wie die Babylonier sind im Laufe des ersten Jahrtausends v. Chr. untergegangen.
 

 

Aram Naharaim (Mesopotamien, Aram der vier Flüsse) 

Ursprüngliches Siedlungsgebiet der Aramäer

 

 

In der nördlichen Hälfte des Zweistromlandes gab es seit ältester Zeit und bis tief ins Mittelalter, ja bis heute, eine überwiegend aramäische Bevölkerung. Zu Syrien zählt das Land bis zum Khabur hinab, so der einzige Augenzeuge der persischen Zeit, der griechische Schriftsteller, Historiker und Soldat (um 428-354 v. Chr.) Xenophon.

Das Land zwischen den beiden Flüssen Euphrat und Khabur scheint daher in der aus dem Alten Testament bekannten Bezeichnung „Aram der beiden Flüsse“, Aram Naharaim gemeint (Genesis 24:10), welchem der einheimische Ausdruck Aram Naharaim „Syrien/Aram zwischen den Flüssen (Euphrat und Tigris)“ entspricht. Es wird im Allgemeinen mit der griechischen Bezeichnung „Mesopotamien“ wiedergegeben.

 

Der berühmte griechische Geschichtsschreiber Strabo gebraucht den Begriff Mesopotamien, meint jedoch nur den nördlichen Teil der Tiefebene zwischen den Flüssen, während er den südlichen Teil „Babylonia“ nannte.

 

Der Name „Mesopotamien“ stammt aus der Zeit des Hellenismus, als die griechischen Geographen der alten Zeit den Siedlungsraum an den Flüssen Euphrat und Tigris das Land „Aram Naharaim“ ins Griechische übersetzten. „Aram Naharaim“ gilt auch als die Heimat des Stammvaters Abraham. Nach dem biblischen Bericht stammt er aus der Gegend am Euphrat und wandert auf Befehl Gottes mit seiner Frau Sara und seinem Neffen Lot nach Palästina aus (Genesis 12:1-5). „Aram Naharaim“ wurde Wiege menschlicher Hochkultur.

 

Dieser südöstliche Landesteil bis zum Chaboras und Singara wurde nach der vorübergehenden Besetzung unter Trajanus, definitiv im Jahre 156 durch L. Verus, den Mitregenten des Marc Aurelius Antonius, den Parthern entrissen und zur römischen Provinz gemacht und blieb es in seinem Hauptteil (auch nach Abtretung von Nisibis und Singara im Jahre 364 an die Perser) bis zur arabischen Eroberung ein halbes Jahrtausend. Dadurch erhielt in engeren als den oben bezeichneten geographischen Grenzen der Name Mesopotamien auch eine politisch-administrative Bedeutung.

 

Zwei Jahrhunderte war dort die wichtigste Grenzfestung des Römerreiches gegen die Parther und Neuperser. Schon im altassyrischen Reich war die von Aramäern bewohnte Stadt unter dem Namen Nasibina. Nisíbis liegt geographisch nordöstlich von Aram Naharaim auf dem türkischen Territorium und heißt heute Nusaybin. Die Aramäer von Nisíbis/Nsíbin haben sehr früh das Christentum angenommen und errichteten dort eine damals berühmte Schule oder Universität. Die aramäische Stadt hieß einst auch Soba. Sitz eines der vier obersten Reichsbeamten und unter den Seleukiden Stätte einer blühenden griechischen Kolonie, welche den Namen Antiocheia Mygdonia annahm. Als äußerster, südöstlich vorgeschobener Grenzposten der Römer in dieser Landschaft erscheint in den Kriegsgeschichten häufig Singara, Stadt in fruchtbarer Oase inmitten der Steppe, am Südfuße eines langgestreckten, aber niedrigen vulkanischen Bergzuges, des Siggaras horos bei Ptol., Turo d-Schigar der Aramäer, noch bis heute Sindjar im Irak.

 

Ein ähnlicher Oasenstrich ist die ganze Flusslinie des Khabur von der N.W. Hauptquelle an, welche der Stadt Resaina (aram. Risch`ayno „Haupt der Quelle“) den Namen gab, bis hinab zur Mündung in den Euphrat, die noch das Itinerar des Isidoros einfach als Ortschaft Phaliga (Peleg „Fluss“, Bach, Kanal) bezeichnet. Im 3. Jahrhundert entstand hier die römische Grenzfestung Kirkesion. In den Inschriften wird dieses Gebiet, in welchem auch zahlreiche Stadtnamen genannt werden, von dem Lande der Aramu unterschieden und speziell Guzana genannt, ein Name, den auch das Alte Testament und die Griechen als Gauzanitis kennen.

 

 

 

In den Texten des Alten Testaments finden wir umfangreiches Material über die Aramäer. In der Völkertafel von Genesis 10:1-32 hier Vers 22 (und 1 Chr. 1:17) lesen wir: „Die Söhne Sems sind Elam, Assur, Arpachshad, Lud und Aram. Die Söhne Arams sind: Uz, Hul, Geter und Mash.“ Demnach stammen die Aramäer von Aram, geographisch und chronologisch gesehen ist der Aram der westlichste und jüngste Bereich. Dieses Gebiet lag nördlich von Nisibis (Nasibin), das heute Tur-Abdin heißt.

 

Damit ist eindeutig bewiesen, dass die heutigen Bewohner von Tur-Abdin, die Aramäer, eben von diesem Stamm der Aramäer (Mash-Aramäer, Mash Sohn Arams).

 

Die aramäischen Vorfahren der Israeliten (Juden)

Die hebräischen Patriarchen 19.-12. Jahrhundert. v. Chr., d.h. einige Vorfahren der Hebräer (Israeliten), stammen aus Aram Naharaim (oder Mesopotamien) bzw. von den hier ansässigen Aramäern ab. Die hebräischen Patriarchen ließen sich nach dem Auszug aus Ur in Chaldäa zuerst in Haran (Genesis 11:28-32), in Nordost Mesopotamiens, nieder. Die Frauen Isaaks (Rebekka; sie war eine Nichte Abrahams aus der Stadt Nahor bei Haran) und Jakobs (Lea und Rahel, beide waren Töchter des Aramäer Laban) Lea, sie gebar sechs Söhne, nämlich: Ruben/Rubil, Simeon, Levi, Juda, Issachar und Sebulon: Diese sechs Stämme bildeten innerhalb Israels eine Sondergruppe; Rahel, sie gebar ihm zwei Söhne, nämlich: Josef und Benjamin: Diese bildeten ebenso zwei weitere Stämme Israels, entstammen dem aramäischen Zweig der Familie (Genesis 24:28 ff) und rechtfertigten vollauf das spätere israelitischen Bekenntnis der Herkunft von einem „umherirrenden (heimatlosen) Aramäer“ (Jakob; Deuteronomium 26:5). In der Tat sind alle zwölf Stämme Israels mit den Aramäern eng verwandt.

 

Die Stadtstaaten und deren Könige

Das Gebiet der aramäischen Staaten erstreckt sich entlang des oberen, mittleren und unteren Euphrat und über ganz Syrien (Aram). Das Kern- und Hauptgebiet der Aramäer lag - wie erwähnt - in Obermesopotamien am Euphratbogen und an Khabur und Balich. Ein längeres und damit ausgeprägteres Eigenleben konnten die Aramäer westlich und südwestlich des Euphrat führen. Die Zone dieser Staaten, seit dem 11. Jahrhundert v. Chr. errichtet wurden, erstreckt sich von Sam´al im Nordwesten über die Region von Aleppo und Hamat bis nach Damaskus im Südwesten. Auffallend ist, dass diese Stadtstaaten entweder mit Aram oder Bit/Bet (Haus) anfangen. Damit sind wohl die Herrscherdynastien gemeint, die in dem jeweiligen „Staat“ zu Herrschaft kamen.

 

Das Alte Testament spricht von vielen aramäischen Stadtstaaten, die in Aram Naharaim (Aram der vier Ströme oder Aram Nahrin, Bet(h) Nahrin), im Gebiet zwischen dem Oberlauf der Ströme Tigris und Euphrat, beheimatet waren.

 

 

Königtum

 

König

 

Regierungszeit

 

Bit Zamani
(Hauptstadt Ameda/
Amid/Diyarbakir)

 

Amme-ba’li

 

1. Hälfte 9. Jh. v. Chr.

 

Bit Bahiani
(Hauptstadt Guzana/
Tel Halaf am Fluß Habur)

 

Bahianu
Abisalamu
Schamasch-nuri
Had-yis’i
Hadianu
Kapara

 

spätes 10. Jh. v. Chr.
frühes 9. Jh.
9. Jh.
Mitte 9. Jh.
9. Jh.
9./8. Jh.

 

Bit Adini
(Hauptstadt Til Barsip/
Tell Ahmar)

 

Adini
Ahuni

 

10./9. Jh.
9. Jh.

 

Bit Agusi/Arpad
(Hauptstadt Arpad/Tell Rif’at)

 

 

Gusi
Arame/Adrame
’Attarsumki I.
Bar Hadad
’Attarsumki II.
Matti’el

 

frühes 9. Jh.
Mitte 9. Jh.
spätes 9. Jh.
9./8. Jh.
frühes 8. Jh.
Mitte 8. Jh.

 

 

 

Bit Gabbar/Sam’al

 

Gabbar
BMH
Hayya
Scha’il
Kilamuwa
QRL
Panamuwa I.
Panamuwa II.
Bar Rakkab

 

spätes 10. Jh.
frühes 9. Jh.
9. Jh.
9. Jh.
spätes 9. Jh.
9./8. Jh.
frühes 8. Jh.
Mitte 8. Jh.
spätes 8. Jh.

 

 

Hamat

 

Tou
Hadoram
Paratas
Urhulinas
Uratamis
Zakkur
Enilu
Ya’ubidi

 

10. Jh.
10. Jh.
frühes 9. Jh.
Mitte 9. Jh.
spätes 9. Jh.
9./8. Jh.
Mitte 8. Jh.
spätes 8. Jh.

 

 

 

Damaskus (Imerischu)

 

Rezon
Hezion
Tabrimmon
Bar Hadad I.
Adad-’idri
Hazael
Mari’
Bar Hadad II.
Hadianu
Rahianu/Rezin

 

10. Jh.
spätes 10. Jh.
frühes 9. Jh.
frühes 9. Jh.
Mitte 9. Jh.
2. Hälfte 9. Jh.
Ende 9. Jh.
frühes 8. Jh.
2. Viertel 8. Jh.
ca. 750 – 732