Die syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien

 

Die syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien ist die Kirche von Antiochien, deren Gründung bis in die Anfänge des Christentums hineinreicht, als Antiochien die Hauptstadt Syriens und eine der drei Hauptstädte des römischen Imperiums war. Selucas Nicatur baute die Altstadt von Antiochien am Fluß Orontes in Syrien 311 v. Chr. nach der Aufteilung des Königreiches durch Alexander den Großen. Er nannte sie Antiochien nach seinem Vater Antiochus. Es war die Hauptstadt der Seleukiden bis die Römer sie 64 v. Chr. eroberten.

 

Das Evangelium kam erst durch einige Jünger Christi nach Antiochien, die wegen der Judenverfolgung nach dem Martyrium des Diakons Stephanus im Jahre 34 geflohen waren. Antiochien wurde von Barnabas, einem der 70 Prediger, und vom Apostel Paulus besucht. Sie blieben beide für ein ganzes Jahr dort und predigten das Evangelium (die Frohe Botschaft). Damit folgten sie dem Beispiel des heiligen Petrus, der das Evangelium dort auch predigte und seinen apostolischen Bischofssitz etwa im Jahre 34 gründete. Der Bereich der Altstadt von Antiochien wurde vom Apostel Petrus selbst christianisiert. Das geschah in zwei Etappen:

Zuerst traten Juden zum Glauben über, aus deren Reihen die christliche Kirche gegründet wurde.

Die zweite Etappe war die Christianisierung der Heiden – Aramäer, Griechen und Araber. Das fand nach der Beilegung des Streitfalles um Kornelius und nach seiner Aufnahme in die Kirche statt.

Wenn wir die im Neuen Testament aufgezeichneten Ereignisse durchgehen, stellen wir fest, dass sich der heilige Petrus während seines zweiten Besuches in Antiochien im Kontakt zu den zum christlichen Glauben übergetretenen Nichtjuden zurückhielt. Er hatte Angst vor den Christen in Jerusalem, die wegen der Aufnahme des Kornelius mit ihm gekämpft hatten. Aber der heilige Paulus trat ihm öffentlich entgegen. Außerdem überredeten einige übergetretene Juden die übergetretenen Nichtjuden dazu, sich beschneiden zu lassen, so dass sie Juden werden mußten, bevor sie Christen wurden. Um dieses Problem zu lösen, wurde im Jahre 51 in Jerusalem ein Konzil einberufen. Es wurde entschieden, jenen „keine Lasten aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge: Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktes und Unzucht zu meiden.“

 

Diese Entscheidung wurde von Paulus und Barnabas nach Antiochien geschickt. Die Überbringer waren Judas mit dem Beinamen Barsabbas und Silas. Dieses Geschehnis vermittelt uns eine Vorstellung von der Bedeutung der syrischen Kirche von Antiochien bei der Entstehung der Christenheit.

 

Das Buch der Apostelgeschichte bezeugt den Eifer und die Liebe, die die Mitglieder der Kirche von Antiochien für ihre Glaubensgeschwister gehabt haben. Sie sammelten Almosen und schickten sie durch Saulus und Barnabas zu den Armen von Jerusalem. In Antiochien wurden die Jünger Christi auch das erste Mal Christen genannt (siehe Apostelgeschichte 11,26). Als Petrus und Paulus Antiochien wegen der Mission verließen, beriefen sie zwei Bischöfe; Aphodius, der für die ersten Heidenchristen, und Ignatius, der Erleuchtete, der für die Christen jüdischer Herkunft zuständig war. Die beiden Bischöfe waren geistlich nach dem Jahre 68 unter der Schutzherschaft des Ignatius, des Erleuchteten, vereint. Er war es, der die Kirche von Antiochien „die katholische Kirche“ nannte, seit sie beide, die Nichtjuden und die Beschnittenen, aufgenommen hatte. Ignatius von Antiochien war der erste, der das Adjektiv „katholisch“ auf die christliche Kirche anwandte.

 

Die Syrisch-Orthodoxe Kirche besteht heute aus 28 Diözesen, davon sind 10 in Indien, und der Rest ist über verschiedene Teile der Erde verteilt. Jede Diözese hat einen Bischof, der ihre geistlichen Belange wie das Ordinieren ihrer Priester, Mönche und Diakone leitet. Er weiht die Altäre, Kirchen und das heilige Öl für die Taufe, und er führt die Verwaltung zu ihrem Wohl durch. Jede Diözese hat einen Kirchen- und einen Laienvorstand, um dem Bischof bei seiner Amtsausübung zu unterstützen. All diese Diözesen erhalten den orthodoxen Glauben der Kirche aufrecht und bewahren ihre alten apostolischen Traditionen. Die kirchlichen Riten werden in Aramäisch abgehalten. In der Vergangenheit hatte die Kirche hunderte von Mönchsklöstern, von denen einige noch existieren. Die berühmtesten sind im Mittleren Osten:

 

  1. Mor (=St.) Matthäus Mönchskloster in der Nähe von Mosul im Irak, 4. Jh.
  2. Mor (=St.) Gabriel Mönchskloster in Tur Abdin in der Türkei, 4. Jh.
  3. Mor (=St.) Hananya Mönchskloster, bekannt als Deir Al-Zaafan in der Nähe von Mardin in der Türkei, 8. Jh.
  4. Mor (=St.) Markus Mönchskloster in Jerusalem gebührt eine Sonderstellung. Dort befindet sich der Raum, in dem Jesus mit seinen Jüngern das Heilige Abendmahl einsetzte. Die Historizität hierüber ist durch die Aufzeichnung, die unter dem Putz der Kirche des Mönchsklosters 1940 entdeckt wurde, bestätigt worden. Die Inschrift aus dem 6. Jh. ist in Aramäisch und lautet: “Dies ist das Haus von Maria, der Mutter des Johannes, genannt Markus.“

 

In Mor Gabriel und Mor Hananya gibt es theologische Elementarschulen.

Die Kirche hat zwei theologische Seminare, eines in den Bergen des Libanon (Atschane) und das andere in Indien, wo Geistliche ausgebildet werden.

 

Die Syrisch-Orthodoxe Kirche entwickelt sich weiter, und sie wächst sichtbar. In der Meinung eines griechischen Historikers: „Die Aramäer sind aktiv, fleißige Arbeiter und wirtschaftlich. Das ist es auch, warum man unter ihnen kaum einen Bettler finden kann. Trotz all der großen Krisen, die sie durchlaufen haben, erhielten sie ihren Lebensstandard durch ihren Fleiß und wegen des Fernhaltens vom verschwenderischen und ausschweifenden Leben der Ausländer.“ (Reverend Issa Ass’ad: Al-Terfa Al-Naqia, Homs 1922, Anhang S. 424).

 

Ein anderer Forscher der Episkopalkirche sagte im letzten Jahrhundert das Folgende über die Syrisch-Orthodoxe Kirche: „Es obliegt der Fügung Gottes, dass dieses Volk dennoch neue Wurzeln schlagen konnte und Frucht hervorbrachte, denn es machte sich frei von der fremden, dogmatischen Lehre und von der Übermacht der Ausländer und von der Tyrannei und harten Verfolgung, die es lange Zeit ertragen hat. In der gegenwärtigen Zeit ist es mit all seinen Schwächen ein Repräsentant der alten Kirchen, die in einer vergangenen Epoche sowohl im Osten als auch im Süden des Landes existierten.“ (Hochwürden Edward L. Cutts: Wendepunkte der Generalkirchengeschichte, New York 1980, S. 446).

 

Die Syrisch-Orthodoxe Kirche ist Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen, dem sie im Jahre 1960 durch den Einsatz des letzten Patriarchen, Mor Ignatius Yacoub III., - Ehre seinem Andenken – beigetreten ist. Sie ist heute durch den Erzbischof Mor Gregorius Youhanna Ibrahim von Aleppo in seinem Zentralkomitee vertreten. Sie ist auch Mitglied in der Ratsversammlung der lokalen Kirchen, arbeitet mit anderen christlichen Kirchen zusammen und nimmt an den ökumenischen und theologischen Dialogen auf offiziellen und inoffiziellen Ebenen teil.

 

Die Syrisch-Orthodoxe Kirche wurde durch die Ereignisse der Geschichte stark in Mitleidenschaft gezogen, und ihr Leib wurde durch Schismen zerrissen. Allerdings wird versucht, dass sie zu den Ursprüngen ihrer Geschichte zurückkehrt, um ausführlich die Gründe ihres Zerfalls zu studieren, nämlich die Zersplitterung ihrer Glieder, wodurch sie unterschiedliche Namen erhielt und unterschiedliche Glaubensrichtungen einschlug. Durch Gebet und Dialog werden ihre verstreuten Teile wieder zusammengebracht und ihre Wunden geheilt. Gemeinschaft im Glauben wird unter ihren unterschiedlichen Gliedkirchen wieder hergestellt. Dann wird Gnade im Überfluß vorhanden sein und zu der Einheit führen, wie sie bei den ersten Christen entsprechend dem Geiste des Evangeliums vorhanden war, in Entsprechung zu der Bitte Jesu: „Sie sollen alle eins sein.“ (Johannes Evangelium Kapitel 17, Vers 21)


Die Lehre der syrischen Kirche

 

Die syrische Kirche leitet ihre Lehren von der göttlichen Inspiration, geoffenbart in der Heiligen Schrift, wie sie von den heiligen Vätern ausgelegt wird, und von den Traditionen, die sie von den heiligen Aposteln empfangen hat, ab. Sie akzeptiert und unterschreibt den Glauben, wie er von den drei heiligen Ökumenischen Konzilen von Nicäa (325 n. Chr.), Konstantinopel (381 n. Chr.) und Ephesos (431 n. Chr.) definiert wurde.

 

Die folgenden zehn Punkte sind eine Zusammenfassung ihrer wichtigsten Glaubenslehre:

 

  1. Sie glaubt, dass Gott der Allerhöchste ist, einer in drei verschiedenen Personifizierungen (Personen): der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, und dass diese drei Personen gleich sind in jeder Hinsicht.

 

  1. Sie glaubt, dass die zweite Person der Heiligen Dreifaltigkeit vom Himmel auf die Erde herabkam, im Leib der Jungfrau wohnte, von ihr durch den Heiligen Geist einen vollständigen menschlichen Leib annahm und so fleischgewordener Gott wurde.

 

  1. Sie glaubt, dass unser Herr und Meister Jesus Christus ganz Gott ist und zu derselben Zeit ganz Mensch ist, und dass er eine Person ist von zwei Personen her, und eine Natur von zwei Naturen her, ohne sich zu mischen oder zu vereinen oder zu verschmelzen oder sich zu verändern.

 

  1. Sie glaubt, dass der menschgewordene Gott gekreuzigt wurde, starb und beerdigt wurde. Bei all diesem wich die Göttlichkeit nicht ab, weder von seiner Seele noch von seinem Leib.
    Dass er auferstand von den Toten am dritten Tag und die Menschheit vom Tod, vom Teufel und von der Sünde errettete.
    Dass er aufstieg in den Himmel und wiederkommen wird, um die Welt zu richten. Die Kirche erwartet sein Kommen zu jeder Zeit.
     
  1. Sie glaubt, dass der Heilige Geist, die dritte Person der heiligen Trinität vom Vater allein ausgeht.
     
  1. Sie glaubt, dass die Heilige Maria, die Jungfrau, von ihrem Vater Joachim und ihrer Mutter Anna in der Erbsünde geboren wurde. Dann wurde sie gereinigt durch das Herabkommen des Heiligen Geistes auf sie. Das Wort Gottes wohnte in ihrem Leib und wurde von ihr geboren. Deshalb betrachten wir sie als die „Mutter Gottes“.

 

  1. Die Kirche glaubt an die Fürsprache der Heiligen, der Märtyrer und der siegreichen Gerechten. Sie verehrt ihre Reliquien und feiert ihre Feste.

 

  1. Die Kirche betet zugunsten der Toten, indem sie für sie Gottes Gnade und Vergebung erbittet.

 

  1. Die Kirche spendet die sieben heiligen Sakramente:
    Taufe, Eucharistie (Kommunion), heilige Chrisam (Firmung), Beichte, Krankensalbung, Ehe und Priesterweihe.

 

  1. Die Kirche glaubt an die Auferstehung des Leibes mit seiner Seele am Tage des Gerichtes beim zweiten Kommen Jesu Christi. Jeder wird die ihm zukommende Belohnung empfangen.

 

Die verschiedenen syrisch-christlichen Konfessionen:

 

Syrisch-Orthodoxe Kirche (Westsyrische Kirche; Jakobiten)

 

Hat nur die Entscheidungen der ersten drei altkirchlichen Konzilen (Nicäa 325 n. Chr., Konstantinopel 381 , Ephesus 431) angenommen. Wie andere altorientalische Kirchen (Äthiopier, Armenier, Kopten) hatte sie die Zweinaturenlehre des vierten Konzils (Chalkedon 451) abgelehnt. Trotz Verfolgungen durch die byzantinische Reichskirche konnte sie im 6. Jhdt. von Jakob Baradaios neu organisiert werden. Daher auch der Name „Jakobiten“.

 

Der ökumenische Dialog der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Kirchenspaltung des 5. Jhdts. überwindbar ist, da sie aus terminologischen, nicht aber theologischen Gründen erfolgte.

 

Syrisch-Katholische Kirche

Hat sich 1782 von der syrisch-orthodoxen Kirche abgespalten und ist mit Rom eine Union eingegangen.

 

Syrisch-Evangelische Kirche

Ist im 19. Jhdt. durch protestantische Mission aus der syrisch-orthodoxen Kirche hervorgegangen.

 

Apostolische Kirche des Ostens (Ostsyrer; „Nestorianer“; Assyrische Kirche)

Hat nur die Entscheidungen der ersten zwei altkirchlichen Konzilen (Nicäa 325, Konstantinopel 381) angenommen und die Beschlüsse des dritten Konzils in Ephesus 431 abgelehnt. Den Namen „Nestorianer“ (Nestorius war von 381 bis 451 Patriarch in Konstantinopel) lehnt die Kirche ab.

 

Syrisch-Chaldäische Kirche

Hat sich 1771 von der apostolische Kirche des Ostens abgespalten und ist mit Rom eine Union eingegangen.

 

Die Melkitische Kirche

Hat sich seit dem 6. Jh. getrennt

 

Die Maronitische Kirche

Hat sich 1181 getrennt

 

Das Gebet „Vater Unser“

 

Das „Vater Unser“ enthält die Essenz der kompletten Lehren Jesu. Es ist eine Zusammenfassung der Botschaften, die er in ganz Palästina verkündete, und enthält die Botschaften der Thora und der Propheten. Auch wenn wir den Zugang zu den biblischen Schriften verlieren würden, das „Vater Unser“ aber erhalten bliebe, besäßen wir immer noch die Essenz und die Bedeutung von Religion.

 

Spirituelles Bewusstsein ist uns angeboren und ein unentbehrlicher Teil unseres Seins. Wir brauchen Ordnung und Gleichgewicht in unserem Leben. Genau dies bedeutet der Begriff „Religion“ in der aramäischen Sprache. „Dino“, Religion, bedeutet auf Aramäisch „Gleichgewicht“ – ein Gleichgewicht in unserem Sein und eine gerechte und ausgeglichene Beziehung zu anderen.

 

Jesu Gebet ist eine kurze Zusammenfassung seines Glaubens an Gott, an die Menschheit und die Welt. Es ist eine Zusammenfassung seines Verständnisses von der Beziehung zwischen der materiellen Welt (dem Sichtbaren) und der geistigen Welt (dem Unsichtbaren).

 

Jesu Methode des Betens ist die einfache und unmittelbare Annahme des Guten, das uns das Universum zur Verfügung stellt. Er wusste, dass Gott wie ein liebender und fürsorglicher Elternteil am Wohlergehen der menschlichen Familie interessiert ist. Es ist wirklich kein großes Geheimnis, wie wir mit unseren angeborenen geistigen Kräften, die in uns wohnen, in Verbindung treten können. Aber es hilft uns, wenn wir Jesu Idee von den geistigen Kräften (Gott) verstehen und gleichzeitig unsere Vorstellungen loslassen, die uns zu Stolpersteinen und Hindernissen werden.

 

Eines Tages war Jesus mit seinen Jüngern am See Genezareth. Da baten sie Jesus, sie das Beten zu lehren. Er begann sofort, sie in seine Art des Betens einzuführen. Jesus hielt sie an und sprach: „Nun betet so.“

(Matthäus Evangelium Kapitel 6 Vers 9)

 

„Vater Unser auf Aramäisch“

 

 

„Slotha Moronoyto“

 

1. Abun d’baschmayo. Nethkadasch schmoch. Tithe malkutoch. Nehwe sibyonoch.

2. Aykano d’baschmayo of bar’go. Hablan lahmo d’sunkonan yaumono.

3. Waschbuk lan haubayn wa-htohayn. Aykano d’of hnan schbakan l’hayobayn.

4. Lo ta’glan l’nisyuno. Elo fason men bischo.

5. Metul d’diloch hi malkutho, haylo u teschbuhto, l’golam ’golmin

6. Amin.


Vater unser

 

„Vater unser auf Deutsch“

 

1. Vater unser, der Du bist im Himmel. Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme.

    Dein Wille geschehe.

2. Wie im Himmel so auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute.

3. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

4. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von den Bösen.

5. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit

6. Amen.

 

„Vater unser auf Englisch“

 

„The Lord’s Prayer“

 

1. Our father who art in heaven. Hallowed be your name. Your kingdom come.

    Your will be done on earth.

2. As it is in heaven. Give us this day our daily bread.

3. And forgive us our debts, as we also have forgiven our debtors.

4. And lead us not into temptation, but deliver us from the evil one.

5. For you is the kingdom and the power and the glory, forever.

6. Amen.

 

Das aramäische Wort für Gebet ist “slotha”. Es kommt von der Wurzel „sla“, die wörtlich heißt: „fangen“, oder „eine Falle stellen“. In seinem ursprünglichen Sinn bedeutet Gebet also: „seinen Geist so auszurichten, dass man Gottes Gedanken einfangen kann“.

 

Jesus war ein semitischer Lehrer, und seine Muttersprache war Aramäisch. Diese bis heute fast völlig außer acht gelassene religiös-kulturelle Sprache ist einer der wichtigsten Schlüssel zum tieferen Verständnis der Lehren Jesu. Das „Vater Unser“, mit seiner praktischen Lebensweisheit und spirituellen Inspiration, wird vor unseren Augen lebendig – so frisch, wie gerade von Jesus gesprochen.

 

Gott als liebende, unendliche Intelligenz, und allmächtiger, allwissender und allgegenwärtiger Schöpfer ist überall und durchdringt alles. Alles, was wir brauchen, können wir „einfangen“: all die Liebe, den Geist, die Freude, den Frieden, die Wahrheit, die Energie und das Mitgefühl, wenn wir für all das Gute, das für uns da ist, offen und empfänglich sind.

 

In Wirklichkeit ist Gebet eine Haltung, die uns im Geist und im Herzen darauf vorbereitet, zu empfangen. Diese Haltung ermöglicht uns, Gottes Fürsorge zu empfangen und unsere Dankbarkeit dafür auszudrücken. Es ist Gottes Gegenwart, die Gesundheit und Kraft in unser Leben bringt.

 

Die geistigen Kräfte in unserer Seele können unsere Schwierigkeiten lösen, und sie tun es auch. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Prüfung oder Herausforderung zu Hause, in Beziehungen oder im finanziellen Bereich liegt. Die universellen Kräfte arbeiten nie gegen uns. Diese geistigen Kräfte, die immer in uns leben, leiten und helfen uns. Die einzige Bedingung ist, dass wir uns auf das universelle Programm einstellen und mit ihm arbeiten und nicht unsere eigenen Pläne in den Vordergrund stellen.

 

Die Aufforderung zum „Vater Unser“ Gebet bedeutet „in Jesu Namen zu beten“, dass wir mit dem gleichen Bewusstsein und der gleichen Empfindung beten, wie Jesus es tat. Seine Gemeinschaft mit dem Vater bestand aus Vertrautheit und Wahrnehmung. Wenn Jesus betete, dann bat er nicht um etwas, sondern er bekannte sich zur Kraft des Gebetes. Jesus stellte sich auf die Realität ein, die man fühlt und erkennt, wenn man mit den geistigen Kräften in Verbindung tritt.

 

Wenn wir dieses einfache und direkte Gebet verstehen und uns wirklich auf seine Bedeutung einstimmen, dann wird unsere Einstellung in Harmonie mit der unendlichen Intelligenz sein. Unsere Handlungen werden natürlich und spontan unser inneres Eingestimmtsein auf die geistige Gegenwart, die wir Gott nennen, ausdrücken.

 

Jesus von Nazareth gab folgende Anweisungen für das Gebet

 

„Du aber tritt, wenn Du betest, in Deinen inneren Raum ein und schließe Deine Tür zu und bete persönlich zu Deinem Vater; und Dein Vater, der Dich im Verborgenen sieht, wird Dich offen belohnen. Und wenn ihr betet, plappert nicht wie die Heiden; denn sie erwarten, dass sie aufgrund vieler Worte gehört werden. Seid ihnen nicht gleich; denn Euer Vater weiß, was Ihr bedürft, ehe ihr Ihn bittet. Nun betet so!“ (Matthäus Evangelium Kapitel 6 Vers 6-9)

 

(inneren Raum: es verweist auf einen Raum ohne Fenster, eine kleine Kammer oder einen Raum, in dem Vorräte und wertvolle Dinge gelagert werden. In diesem Vers ist der innere Raum eine Metapher für „das Herz“, „die Seele“ oder „Unterbewusstsein“)

 

Der Satz „Nun betet so!“ bedeutet „auf diese Weise zu beten“. Dieser Satz bedeutet nicht, unbedingt diese exakten Worte zu beten. Die Zeilen des „Vater Unser“ sind Vorschläge, die auf die essentielle Wahrheit ausgerichtet sind. Sie enthalten Ideen, die uns auf „Gottes Programm“ (das allumfassende Programm) für die ganze menschliche Familie einstimmen. Wenn wir also beten, beten wir mit den Grundgedanken des „Vater Unser“ und nicht mit den exakten Worten, obwohl man natürlich auch die Worte gebrauchen kann, die im Matthäus Evangelium aufgeschrieben sind. Dagegen ist nichts einzuwenden.

 

Die Einstimmungen

 

Wir erkennen an und erkennen klar, wer Gott ist – ein liebender Elternteil, der immer präsent ist. Überall führt und umsorgt Er Seine Kinder.

 

Wir erkennen an und erkennen klar, wer wir sind – Kinder eines gütigen Vaters, der die menschliche Familie in jeder Weise versorgt.

 

Wir erkennen und arbeiten mit Gottes höchstem Ratschlag, der unsere Herzen und unseren Verstand bis ins Innerste bewegt. Wir wissen, dass das himmlische Reich sowohl in uns ist und überall für das ganze Universum gegenwärtig ist.

 

Wir erkennen an und erkennen klar Gottes Wunsch (Verlangen) für uns alle, dass wir gesund sind und in Frieden und Wohlstand leben können.

 

Wir erkennen an und erkennen klar, dass es Gott ist, der uns täglich versorgt, so dass wir keine Angst vor der Zukunft haben müssen.

 

Wir erkennen an und erkennen klar den Wert des Vergebens – wir vergeben uns selbst und anderen.

 

Wir erkennen an und erkennen klar unsere innere göttliche Quelle, die uns von Problemen wegführt. Wir wissen, dass Gott uns fortwährend von Fehlern befreit. Er führt uns immer in der Wahrheit.

 

Wir erkennen an und erkennen klar, dass das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit zu einer göttlichen Quelle und Gegenwart gehören, die wir mit Gott – unser Vater ansprechen.

 

Wir erkennen an und erkennen klar, dass es nur eine Gegenwart, ein Reich, eine Macht und eine Herrlichkeit gibt, überall und von Ewigkeit zu Ewigkeit!

 

Wir erkennen an und erkennen klar unsere Fähigkeit, diese Erkenntnisse umzusetzen. Wir beschließen dieses Gebet im Glauben, im Vertrauen und in der Wahrheit. Wir stehen hinter den starken Worten dieses Gebetes. All diese Kräfte und Energien sind ganz natürliche Bestandteile unseres Seins und Wesens.

 

 

„Gott einzufangen“ bedeutet einfach, mit unseren angeborenen, gottgegebenen physischen, seelischen und geistigen Energien zu arbeiten.

 

Wir können Gott fühlen und in unserem Herzen spüren. Jesus beschreibt Gott als einen lieben Elternteil, als einen Vater, der sich um seine geliebten Kinder (die ganze Menschheit) sorgt und sie leitet. Er beschreibt Gott aber auch als einen guten Hirten, der unaufhörlich nach jenen sucht, die sich wie Schafe von der Herde entfernt haben. Er heilt jene, die verletzt oder krank sind.

 

Als menschliche Wesen haben wir die Fähigkeit, Gottes Gegenwart zu erkennen und mit ihr kommunizieren. Wir können auch göttliche Eigenschaften erfassen, denn diese existieren in uns selbst. Somit können wir unsere inneren göttlichen Energien von Frieden, Liebe und Freude zu unserem Besten und zum Besten aller zu erkennen. Wir können Gottes Essenz einfangen. Wir tun dies, und wir sind fähig, mit dieser Erkenntnis zu arbeiten.

 

Wenn wir dieses Einssein bewusst in uns erkennen, wird unser Körper zum lebendigen Tempel des Mitgefühls und der allumfassenden Liebe. Diese Worte sind nicht nur einfach Ideen, in denen wir versuchen, einen Anhalt zu finden. Das würde überhaupt nicht funktionieren. Es handelt sich vielmehr um greifbare und fühlbare Erfahrungen des Lebens selbst, das in unserem physischen Körper arbeitet und uns und andere heilt.

 

Wenn wir uns in unserem Leben einer höheren Harmonie widmen, tauchen wir ein in eine tiefe Selbsterkenntnis. Dann werden wir unsere Seele in Gottes Gegenwart (der mitfühlenden Liebe, die in uns allen wohnt) ernähren und kultivieren. „An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr seid in mir, und ich bin in euch.“ (Johannes Evangelium Kapitel 14 Vers 20) „Aber ihr kennt ihn (den Geist der Wahrheit), weil Er bei euch wohnt und in euch ist.“ (Johannes Evangelium Kapitel 14 Vers 17).

 

 

 
 
Der Oberhaupt der Universal-Syrisch-Orthodoxen Kirche

 

Der gegenwärtige Oberhaupt der Universal-Syrisch-Orthodoxen Kirche ist der Patriarch seine Heiligkeit Mor Ignatius Zakkai I. Iwas. Er ist der 122. Nachfolger des Apostels Petrus auf dem apostolischen Stuhl von Antiochien. Das Oberhaupt gilt als ein gemeinsamer Vater aller Syrisch-Orthodoxen Kirchenglieder, wo immer sie sind. Ihm unterstehen der Katholikos, die Bischöfe, Mönche, Diakone und die Laien aller Ränge in der Syrisch-Orthodoxen Kirche. Der Name des Patriarchen ist vor dem des Katholikos von Indien und der Bischöfe in ihren jeweiligen Diözesen während der eucharistischen Feier, am Ende der täglichen Gebete, an religiösen Feierlichkeiten wie Ordinationen, Weihungen zu nennen. Sein Titel ist: „Seine Heiligkeit Mor Ignatius, Patriarch von Antiochien und dem ganzen Osten und das Oberhaupt der Universal-Syrisch-Orthodoxen Kirche“. Sein religiöses Vorrecht schließt die Einsetzung des Katholikos, die Weihung der rechtsmäßig gewählten Bischöfe und die Weihung, des Chrisamöles ein, vorausgesetzt, dass mindestens zwei Bischöfe mit ihm bei der Zeremonie anwesend sind. Er hat also die Macht, Generalsynoden und andere Synoden, deren Vorsitzender er ist, einzuberufen. Er kann nicht abgesetzt werden, es sei denn, er weicht vom christlichen Glauben ab, oder folgt einer häretischen Glaubensrichtung, die im Widerspruch zu den drei ökumenischen Konzilen (Nicäa, Konstantinopel und Ephesus) und zu den Lehren der heiligen Väter steht, oder wenn er vom kanonischen Recht abweicht, oder wenn er an geistiger Verwirrung, die unheilbar ist, leidet, oder sich eines schweren Fehlverhaltens schuldig macht.

 

Der Patriarch steht in der Verantwortung der heiligen Synode, bestehend aus all den Bischöfen des apostolischen Bischofssitzes von Antiochien, die als die oberste Autorität in der Kirche anzusehen ist. Die Synode ist ausgestattet mit der Macht, die Patriarchen zu wählen und einzusetzen, die Wahl der Bischöfe zu genehmigen und sie im Falle einer Abweichung von der Lehre und dem kanonischen Recht zu prüfen sowie ihre Versetzung von einem in einen anderen Bischofssitz, ihren Rücktritt oder ihre Amtsenthebung anzunehmen oder abzulehnen, wenn notwendig. Die Synode hat außerdem die Macht, über die Schaffung einer neuen Diözese oder die Abschaffung einer schon existierenden zu entscheiden. Die Versammlung der Synode ist legal, wenn an ihr mindestens zwei Drittel ihrer Mitglieder teilnehmen. Synodale Entscheidungen – getroffen durch die Mehrheit – werden wirksam durch ihre Genehmigung vom Patriarchen.

 

 

In den ersten Jahrhunderten behielten die Patriarchen von Antiochien ihre eigenen Namen, selbst nachdem sie als Patriarchen eingesetzt worden waren. Dennoch, als der Patriarch Yeshou im Jahre 878 den Thron bestieg, nahm er den Namen Ignatius als Ehrung des großen Märtyrers, Ignatius des Erleuchteten, an, der die Nachfolge des heiligen Petrus von Antiochien angetreten hatte. Vier andere Patriarchen folgten seinem Beispiel. Als Joseph, der Sohn von Weheb, Bischof von Mardin, im Jahre 1293 den Patriarchenstuhl bestieg, nannte er sich Ignatius V. Dieser Brauch wurde nach ihm fortgeführt und ist bis heute ungebrochene Tradition in der syrisch-orthodoxen Kirche, so dass der Name Ignatius dem Namen des gewählten Patriarchen vorangestellt wird.

Der gegenwärtige Syrisch-Orthodoxen Patriarch ist Mor Ignatius Zakkai I. Iwas. Er ist der 122. Nachfolger des Apostels Petrus auf dem apostolischen Stuhl von Antiochien.

Ignatius Zakkai I. Iwas wurde 1932 in Mosul geboren und absolvierte seine High School Ausbildung an der St. Thomas syrisch-orthodoxen Schule. 1946 legte er sein Theologie Studium an der Mor Afrem Theologieschule in Mosul ab.

Mor Ignatius Zakkai I. Iwas war ordinierter Priester und konvertierte 1947 zum Mönchstum. Später schloss er den Mastertitel in Englisch auf der City-Universität, New York, aber auch den Mastertitel in der Priestertheologie auf der General Theological Seminary in New York ab.

Durch seine Heiligkeit dem Patriarchen Yakob III. Bartelojjo wurde er im Jahre 1963 zum Metropoliten Mor Sewerius ordiniert. 1969 ernannte man Mor Sewerius zum Metropoliten von Bagdad, wo er auch als Leiter der syrischen Studien, aber auch als Mitglied der Ausbildungsschule agierte. Er besetze auch einen Stuhl im Weltkirchenrat.

Am 14. September 1980 wurde Mor Sewerius der Name "Mor Ignatius" gewidmet und er wurde zum Patriarch von Antiochien und dem ganzen Osten und das Oberhaupt der Universal-Syrisch-Orthodoxen Kirche ernannt. Sein heutiger Sitz liegt in Damaskus, Syrien, ehemals das größte aramäische Königreich unter dem Namen Aram-Damaskus.

 

Die 10 Gebote Gottes

 

Die göttlichen Gebote, die Gott dem Menschen durch den Propheten Mose gegeben hat, beziehen sich die ersten vier Gebote auf Gott, die sechs weiteren auf unseren Nächsten, den Mitmenschen. Unser Herr Jesus Christus aber hat sie zusammengefasst im doppelten Gebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten.

 

Die 10 Gebote Gottes

  1. Ich bin der Herr, Dein Gott. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
  2. Du sollst dir kein Gottesbildnis machen. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen.
  3. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.
  4. Gedenke des Herrn Tag: Halte ihn heilig.
  5. Ehre Deinen Vater und Deine Mutter.
  6. Du sollst nicht töten.
  7. Du sollst nicht Ehe brechen.
  8. Du sollst nicht stehlen.
  9. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
  10. Du sollst nicht nach dem Haus Deines Nächsten verlangen.
    Du sollst nicht nach der Frau Deines Nächsten verlangen, 
    nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin oder 
    nach irgendetwas, das Deinem Nächsten gehört

 

 

Die 7 Sakramente, die heiligen Mysterien der Kirche

 

Das heilige Mysterium ist nach kirchlicher Überlieferung ein durch die Sinne wahrnehmbares, sichtbares, von unserem Herrn Jesus Christus zur Mitteilung und Offenbarung sowie auch zum Vermitteln seiner göttlichen Gnade eingesetztes und uns damit geschenktes wirksames und heiliges Zeichen, durch das wir innerlich geheilt werden und uns das ewige Leben gespendet wird.

 

Die 7 Sakramente

  1. Taufe (Ma’muditho)
  2. Firmung (Myron)
  3. Kommunion (Qurbono)
  4. Buße (Maudyonutho)
  5. Priesterweihe (Kohnutho)
  6. Ehe (Szuwogo)
  7. Krankensalbung (Mesch’ho dakrihe)